Studie: Zwei von 3 Banken bemängeln unklare Vorgaben

Laura

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Zwei von drei Banken und Sparkassen in Deutschland kritisieren, dass die Aufsicht keine klaren und verständlichen Vorgaben macht, wie ESG-Risiken bei Firmenkundenkrediten berücksichtigt werden sollen. Dies führt zu hohen Aufwänden. Laut einer Neuauflage der Studie „Berücksichtigung von ESG-Kriterien im Kreditprozess für Firmenkunden“ der PPI AG und der FH Münster halten 65 Prozent der Institute die Anforderungen zur Berücksichtigung von ESG-Risiken für zu hoch und nicht mehr ökonomisch angemessen. Sie sind zudem faktisch wirkungslos.

Die Mindestanforderungen an das Risikomanagement (MaRisk) der BaFin schreiben vor, dass Banken und Sparkassen ESG-Risiken berücksichtigen müssen, wenn sie über die Vergabe von Krediten an Firmenkunden entscheiden. Obwohl die Institute erhebliche Fortschritte bei der Auswahl und Implementierung notwendiger Methoden erzielt haben, zeigt sich bisher nur bei wenigen Häusern ein Einfluss auf die Bepreisung oder Ablehnung einer Finanzierung. Die meisten Institute erklären, dass sich durch ihre ESG-Maßnahmen weder am Pricing für einen Kredit noch an der Kreditvergabe an sich etwas verändert hat. Lediglich zwei Prozent der Institute berichten über eine spürbare Verschärfung der Vergaberichtlinien mit vermehrt negativen Kreditentscheidungen.

Prof. Dr. Christian Tallau von der FH Münster, Co-Autor der Studie, betont, dass es zu früh für eine endgültige Beurteilung des Verhältnisses von Nutzen und Aufwand sei. Er erwähnt, dass soziale und Governance-Risiken bereits in der Vergangenheit im Rahmen der Bonitätsprüfung berücksichtigt wurden. Zusätzlich würden vor allem eher langfristig wirkende Umweltrisiken beurteilt, die sich über den typischen Zeitraum einer Kreditvergabe häufig noch nicht materialisieren.

Aktuell berücksichtigen nur 62 Prozent der Institute ESG-Kriterien bei der Entscheidung, ob sie einen Kredit vergeben wollen. Thomas Paulat, Manager bei der PPI AG und Co-Autor der Studie, merkt an, dass es abzuwarten bleibt, wie die Aufsicht die Nichtberücksichtigung bei fast vier von zehn Banken und Sparkassen beanstanden wird. Dennoch planen fast alle der befragten Institute, daran etwas zu ändern. Bei der Kreditüberwachung haben 29 Prozent bereits Maßnahmen ergriffen, um ESG-Kriterien zu berücksichtigen, und weitere 64 Prozent planen dies.

Ein Blick auf die Relevanz der einzelnen ESG-Komponenten im Rahmen der Kreditentscheidung zeigt, dass Umweltaspekte die entscheidende Rolle einnehmen, gefolgt von sozialen Erwägungen und Governance-Kriterien. 87 Prozent der Banken und Sparkassen beurteilen auch das zu finanzierende Objekt unter ESG-Aspekten. Allerdings betonen 73 Prozent der Institute, dass ein positiver ESG-Score allein keine Verbesserung der Kreditwürdigkeit des Antragstellers bewirkt.

Die Studie „Berücksichtigung von ESG-Kriterien im Kreditprozess für Firmenkunden“ ist ein gemeinsames Werk der FH Münster und der PPI AG. 55 Kreditinstitute nahmen daran teil, und die Befragung entspricht weitgehend der vorherigen Befragung aus dem Jahr 2022.

Basierend auf einer Pressemitteilung von PPI AG vom 22.03.2024