2024: Deutsche Unternehmen blicken mit Sorge in die Zukunft

Laura

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Deutschlands Unternehmen sehen das nächste Jahr mit großer Besorgnis: Laut einer Umfrage des internationalen Kreditversicherers Atradius unter mehr als 480 Firmen bewerten 88 Prozent der Unternehmen die Aussichten für die wirtschaftliche Entwicklung im kommenden Jahr eher trübe. Eine Stagnation oder sogar Rezession wird mehrheitlich erwartet. Frank Liebold, Country Director Deutschland bei Atradius, betont, dass die Stimmung in der deutschen Wirtschaft besorgniserregend sei. Bei anhaltendem Klima wird es für den Wirtschaftsstandort Deutschland schwerer, erfolgreich zu bleiben.

Die Umfrage zeigt, dass 54 Prozent der befragten Unternehmen eine Stagnation der Konjunktur und 34 Prozent eine Rezession erwarten. Nur 12 Prozent rechnen mit einer Erholung. Die größten Herausforderungen sieht die Wirtschaft weiterhin in den anhaltend hohen Energiekosten, dem Fachkräftemangel, der Inflation, geopolitischen Entwicklungen und der schwachen Konjunktur. Frank Liebold fordert verlässliche Rahmenbedingungen von der Politik.

Besonders der Fachkräftemangel bereitet vielen Unternehmen erhebliche Probleme. Nur etwas mehr als ein Drittel der Unternehmen (37 Prozent) gibt an, den Mitarbeiterbedarf decken zu können. Der Atradius Deutschland-Chef unterstreicht die Notwendigkeit qualifizierter Zuwanderung, um den Nachwuchsmangel auszugleichen. Die Umfrage zeigt zudem, dass 59 Prozent der Unternehmen eine Stagnation der Rohstoffpreise erwarten, während 34 Prozent von einer Steigerung ausgehen. Nur sieben Prozent rechnen mit einem Rückgang.

In Bezug auf Branchen mit überdurchschnittlich vielen erwarteten Insolvenzen im Jahr 2024 nennen die befragten Unternehmen vor allem die Baubranche, die Gastronomie und den Einzelhandel. Laut Liebold setzt sich dieser Trend fort, da diese Branchen bereits 2023 mit erheblichen Herausforderungen konfrontiert waren.

Ein bemerkenswertes Ergebnis der Umfrage ist, dass trotz der aktuellen Dominanz des Themas künstliche Intelligenz (KI) weniger als ein Prozent der befragten Unternehmen KI intensiv nutzt. 44 Prozent geben an, KI gar nicht zu benutzen, und 42 Prozent nutzen sie nur kaum. Liebold betont die grundlegende Veränderung, die KI in der Wirtschaftswelt bewirkt, und fordert Unternehmen auf, sich verstärkt damit auseinanderzusetzen.

Interessanterweise spielt das Thema Einhaltung von ESG-Kriterien (Environmental, Social und Governance) trotz öffentlicher Debatten und bestehender Berichtspflicht bei den befragten Unternehmen kaum eine Rolle. Nur 16 Prozent prüfen, ob Kunden oder Lieferanten ESG-Kriterien einhalten. 54 Prozent prüfen dies nicht, aber 30 Prozent planen dies in Zukunft zu tun.

Basierend auf einer Pressemitteilung von Atradius Kreditversicherung vom 6.12.2023