Hohe Kosten, politische Instabilität und viele Unsicherheiten: Die deutsche Wirtschaft wird auch im Jahr 2025 nicht aus der Krise kommen, so die aktuelle Konjunkturprognose des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW). Auch die Arbeitslosigkeit dürfte weiter ansteigen.
Es fühlt sich an wie ein Déjà-vu: Ein neues Jahr beginnt, aber die wirtschaftlichen Herausforderungen und Belastungen bleiben gleich. Laut der neuesten IW-Prognose wird die Wirtschaft in Deutschland im kommenden Jahr nur um 0,1 Prozent wachsen, nachdem sie in den vergangenen zwei Jahren bereits in einer Rezession steckte.
Ein bekanntes Bild zeigt sich in der Bauwirtschaft: Trotz der vergangenen Energiepreisschocks vor fast drei Jahren stehen nach wie vor hohe Bau- und Finanzierungskosten dem Neubau im Weg. Im Jahr 2024 sind die Bauinvestitionen um fast vier Prozent gesunken, und auch im Jahr 2025 wird ein Rückgang von mehr als zwei Prozent erwartet.
Die Situation in der Industrie ist besorgniserregend: Aufgrund der hohen Kosten für Arbeit und Energie sowie der bürokratischen Hürden können die deutschen Industrieunternehmen zunehmend nicht mehr mit der ausländischen Konkurrenz mithalten. Seit 2020 sind die Erzeugerpreise für gewerbliche Produkte um 40 Prozent gestiegen, während die deutschen Exportpreise im gleichen Zeitraum um etwa 20 Prozent zugenommen haben. Zudem zeigt sich die Investitionskrise weiterhin unvermindert: Seit Anfang 2020 belaufen sich die Ausfälle bei den Bruttoanlageninvestitionen auf rund 210 Milliarden Euro. Fast 40 Prozent der Unternehmen planen, ihre Investitionen im Jahr 2025 zu reduzieren.
Die politische Landschaft ist derzeit besonders turbulent: Anhaltende Kriege, der mögliche Beginn eines weiteren Amts von Trump, wachsender Protektionismus, geoökonomische Blockbildungen und nicht zuletzt das Regierungsvakuum in Berlin sorgen für zusätzliche Unsicherheit. Angesichts dieser unbeständigen Rahmenbedingungen reagieren die Unternehmen mit Zurückhaltung.
Diese Unsicherheit beeinflusst auch das Verhalten der privaten Haushalte: Im Jahr 2024 lag der private Konsum bisher nur geringfügig über dem Niveau des Vorjahres. Zwar haben sich Einkommen und Kaufkraft aufgrund von hohen Lohnabschlüssen und gesunkener Inflation gut entwickelt, jedoch neigen die Menschen in dieser Krisensituation dazu, ihr Geld eher zusammenzuhalten. Auch der Arbeitsmarkt vermittelt wenig Zuversicht: Bei einer Arbeitslosenquote von 6,2 Prozent wird die Zahl der Arbeitslosen im Jahr 2025 fast 3 Millionen erreichen.
Der IW-Konjunkturchef, Michael Grömling, erklärt, dass die wirtschaftliche Lage längst keine vorübergehende konjunkturelle Schwäche mehr sei, sondern eine tiefgreifende Strukturkrise darstelle. Er fordert, dass die kommende Bundesregierung keine Zeit verliere, um die Wettbewerbsfähigkeit des Standorts Deutschland wiederherzustellen. Dazu gehörten eine Reform der Unternehmensbesteuerung, Anreize für die Ausweitung des Arbeitsvolumens, Investitionen in Infrastruktur und Verteidigung sowie der ernsthafte Abbau unnötiger Bürokratie.
Dieser Text basiert auf einer Pressemitteilung von Institut der Deutschen Wirtschaft/ Veröffentlicht am 05.12.2024