Mehr Geld, mehr Stress? So denken Deutschlands Beschäftigte über Gehalt und Belastung

Nima

Gehalt
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Ein höheres Einkommen geht häufig mit zusätzlichen Verantwortlichkeiten und steigender Belastung einher. Laut dem aktuellen Pulse Survey des Randstad Arbeitsbarometers 2025 sind Beschäftigte in Deutschland im internationalen Vergleich eher bereit, für mehr Gehalt auch ein höheres Stressniveau zu akzeptieren. Dennoch spielt das Gehalt eine zentrale Rolle, wenn es um die Bindung von Mitarbeitenden an ein Unternehmen geht. Die wichtigsten Ergebnisse im Überblick:

Nur die Hälfte der Beschäftigten in Deutschland würde ein geringeres Stresslevel einem höheren Verdienst vorziehen – weltweit liegt dieser Anteil bei 60 %.
35 % der deutschen Befragten haben sich bereits bewusst für eine Stelle mit weniger Stress, aber auch geringerem Gehalt entschieden. Im globalen Durchschnitt liegt dieser Wert bei 40 %.
Zwei Drittel der Arbeitnehmenden in Deutschland würden ihrem Arbeitgeber treu bleiben, wenn sie jährlich eine Gehaltserhöhung in Höhe der Inflation bekämen. International liegt dieser Anteil sogar bei 74 %.

Generation Z zeigt höhere Wechselbereitschaft zugunsten geringerer Belastung

Aus Sicht von Verena Menne, Director Group HR bei Randstad Deutschland, sei finanzielle Vergütung zwar ein wichtiger Anreiz, doch nur solange die psychische Belastung nicht überwiege. Besonders ausgeprägt sei dieses Bewusstsein bei der jungen Generation: Knapp die Hälfte der Gen Z habe bereits einen besser bezahlten Job gegen eine weniger stressige Tätigkeit eingetauscht. Bei den Millennials seien es 36 %, bei der Generation X 29 %, bei den Babyboomern lediglich 19 %.

Menne betont, dass vor allem Jüngere psychische Belastungen am Arbeitsplatz nicht mehr stillschweigend hinnähmen. Viele seien bereit, im Zweifelsfall Konsequenzen zu ziehen – selbst wenn dies mit finanziellen Einbußen verbunden sei. Diese Haltung sei hierzulande besonders stark ausgeprägt. Unternehmen müssten daher verstärkt darauf achten, Rahmenbedingungen zu schaffen, die sowohl leistungsfördernd als auch gesundheitsorientiert seien. Im internationalen Vergleich zeigen sich in den Generationen weniger starke Unterschiede – 44 % der Gen Z und 34 % der Boomer weltweit haben bereits aus Gründen der Stressbelastung den Arbeitsplatz gewechselt.

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Vergütung bleibt entscheidender Faktor für Unternehmenstreue

Trotzdem zeigt sich über alle Altersgruppen hinweg: Ein angemessenes Gehalt ist ausschlaggebend für die Bindung an den Arbeitgeber. In Deutschland geben 59 % der Gen Z, 67 % der Millennials, 74 % der Gen X und 70 % der Babyboomer an, dass sie bei jährlichen inflationsangepassten Gehaltserhöhungen beim aktuellen Arbeitgeber bleiben würden.

Menne weist darauf hin, dass Mitarbeitende in wirtschaftlich unsicheren Zeiten sehr genau auf das Verhältnis von Arbeitsbelastung und finanzieller Anerkennung achten. Wenn Gehaltserhöhungen nicht einmal den Kaufkraftverlust ausgleichen, werde dies schnell als fehlende Wertschätzung interpretiert. Unternehmen, die Fachkräfte langfristig binden möchten, müssten daher sowohl finanzielle Stabilität bieten als auch eine Unternehmenskultur fördern, die Leistung anerkennt und gleichzeitig die Gesundheit der Mitarbeitenden schützt.

Hintergrund zum Randstad Arbeitsbarometer

Das Randstad Arbeitsbarometer wird seit 2003 jährlich veröffentlicht und umfasst heute 35 Länder weltweit. Es bietet sowohl nationale als auch internationale Einblicke in Entwicklungen des Arbeitsmarkts. Ergänzend werden im Laufe des Jahres in ausgewählten Ländern sogenannte Pulse Surveys durchgeführt, die aktuelle Tendenzen näher beleuchten. Befragt werden online Personen zwischen 18 und 67 Jahren, die entweder erwerbstätig oder selbstständig sind oder sich aktuell auf Arbeitssuche befinden. Pro Land werden mindestens 500 Interviews geführt.